„Wir haben an Schlagfertigkeit und Schnelligkeit verloren“
Kim Richters, Köln am 30. Mai 2017 | Keine Kommentare
Interview. Seit zehn Jahren vermittelt Auxmoney Kredite an seine Kunden. Wie das Fintech-Unternehmen den Startup-Spirit zurückgewann, erzählt der Gründer im Gespräch.
auxmoney,management,düsseldorf,2017-02-22
Das Management von Auxmoney: Arie Wilder, Raffael Johnen und Philipp Kriependorf (von links)
Seit nun mehr als zehn Jahren können Kunden über das Portal des Fintech-Unternehmens Auxmoney aus Düsseldorf Geld von privaten Anlegern leihen. Bei diesem sogenannten Peer-to-Peer-Lending erhalten die Nutzer einen Kredit beispielsweise für einen Urlaub, Umzug oder eine Gründung.
Die traditionellen Banken verweigern dieser Kundengruppe meistens den Kredit. Nicht so Kreditplattformen wie Auxmoney. Für ein Darlehen müssen die Kreditnehmer im Schnitt zehn Prozent Zinsen pro Jahr zahlen, heißt es vom Unternehmen. Fünf Prozent des jährlich verliehenen Geldes könne am Ende nicht zurückgezahlt werden.
Anfang des Jahres sorgte Auxmoney für Aufsehen: Der Kreditmarktplatz bekam von dem niederländischen Versicherer Aegon den Zuspruch für 1,5 Milliarden Euro. Geld, welches den Kreditnehmern zur Verfügung gestellt wird. Es kommt also nicht von privaten Anlegern, sondern von einem institutionellen Geldgeber. In den kommenden drei Jahren kann Auxmoney, das von Kreditnehmern eine Gebühr in einer Höhe von drei Prozent fordert, diese Summe als Darlehen vergeben.
Im Interview blickt Mitgründer und Geschäftsführer Raffael Johnen zurück, erzählt was sich in den Jahren seit der Gründung getan hat und ob sich Auxmoney nun – mit dem großen Investment von Aegon – vom klassischen Peer-to-Peer-Lending abwenden wird.
Raffael, Auxmoney ist nun zehn Jahre alt. Wie sehr hat sich Euer Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren geändert?
Wir haben losgelegt mit einem Modell, das Ebay ähnelte: Menschen konnten ihre Kreditgesuche auf unserem Marktplatz einstellen und die Anleger konnten diese Kreditgesuche prüfen und finanzieren – oder eben nicht. Heute prüfen wir die Kreditnehmer umfassend, bevor wir sie auf dem Marktplatz zulassen und teilen sie in Bonitätsklassen ein. Wir bringen Kreditnehmer und Anleger zusammen, kümmern uns um die Kreditauszahlung und organisieren die Rückzahlung der monatlichen Raten. Wir haben losgelegt mit Krediten von privat an privat. Heute gibt es neben den Privatanlegern auch institutionelle Anleger.
Institutionelle Investoren legen schon länger bei Euch Geld an, der Versicherungskonzern Aegon tat dies zum ersten Mal 2015. Nun gab es vor einiger Zeit 1,5 Milliarden Euro.
Wie man sich vorstellen kann, ging diesem Investment eine intensive Due Diligence voraus. Es ist für uns eine schöne Validierung unseres Modells, dass ein renommierter, international agierender Versicherer nach so einem intensiven Prozess eine Finanzierungszusage in dieser Größenordnung gibt.
Bedeutet ein so großes Investment, dass Ihr Euch ganz von Krediten von Privatpersonen an Privatpersonen abwenden werdet?
Im Gegenteil. Peer-to-peer ist unsere Wurzel und wird immer ein wichtiger Bestandteil von Auxmoney bleiben. Die Anzahl unserer Privatanleger wächst kontinuierlich, jeden Monat ist das Volumen, das über Privatanleger kommt, größer als im Monat zuvor. Fonds oder Versicherungen dazu zu nehmen, die auch auf dem Marktplatz anlegen, führt dazu, dass Kreditnehmer noch schneller finanziert werden und wir unser Kreditangebot noch breiter aufstellen können.
Bild: Auxmoney