Die Europäische Zentralbank verlangt inzwischen 0,5 Prozent Negativzinsen auf Einlagen. Deutsche Banken haben also allen Grund, ihr Geld lieber anderswo zu verwahren und horten fleißig in den eigenen Safes. Nur werden leider die Tresore knapp.
„Heutzutage ist es schlauer, Bargeld zu lagern, als es bei der Europäischen Zentralbank zu parken“, erklärte Andreas Schulz, Banker aus der Nähe von Berlin, dem Nachrichtenportal „Bloomberg“. Inzwischen liegt die Summe, die die deutschen Banken in Tresoren horten, bei 43,4 Milliarden Euro, wie die Bundesbank im Dezember 2019 mitteilte.
Damit wollen die Geldinstitute die Kosten der Negativzinsen verringern, die die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt. Seit 2014 zahlen Banken für Einlagen einen Zinssatz, inzwischen liegen die Strafzinsen bei 0,5 Prozent. Die Ausweichstrategie stößt aber an ihre Grenzen: Langsam werden die Tresore knapp.
„Das ist erst der Anfang“
Der Münchner Metallhändler Pro Aurum bekommt laut „Bloomberg“ immer mehr Anfragen von Banken: Sie würden ihr Bargeld in den Safes des Unternehmens lagern wollen, weil die eigenen Kapazitäten bereits erschöpft seien. Leider kann Pro Aurum nicht aushelfen – die Tresore der Münchner sind ebenfalls alle belegt. Frank Schaeffler, Bundestagsmitglied und FDP-Politiker, sagt gegenüber „Bloomberg“: „Das ist erst der Anfang, wenn es so weitergeht, dann werden wir einen Boom bei den Tresorherstellern und Sicherheitsfirmen erleben.“
Das liegt auch daran, dass nicht nur Deutschlands Banken die Liebe fürs Sparen entdeckt haben. Auch die Bevölkerung der Bundesrepublik hortet begeistert Geld. 2017 lag die Sparquote der Deutschen bei 10 Prozent und damit beinahe doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt.
„Wir sehen eine erhöhte Nachfrage nach Tresoren – immer häufiger, um Bargeld zu lagern“, erklärt auch Markus Weiss von Degussa Goldhandel gegenüber „Bloomberg“. Die Nachfrage halte seit Monaten an, das Unternehmen steigere ständig die Kapazitäten.
EZB wehrt sich gegen Kritik an Negativzinsen
Nicht das gesamte Bargeld lässt sich in Safes verstauen – einiges muss nun einmal doch bei der EZB eingelagert werden. Die Kosten, die den Banken entstehen, wälzen diese immer häufiger auf ihre Kunden ab. 38 Geschäftsbanken verlangen inzwischen Negativzinsen auf Privatkonten. Eine Entwicklung, die Kritik an den europäischen Währungshütern nur noch verstärken wird. Vor allem, weil die expansive Geldpolitik bisher kaum den durchschlagenden Erfolg gebracht hat – die Inflation ist nicht signifikant gestiegen.
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