Die Währungsunion ist ein Bund für die Ewigkeit. Doch nehmen wir kurz an, Deutschland könne austreten – was brächte die D-Mark? Wohl vor allem einen gigantischen Schuldenerlass auf unsere Kosten.
Foto: dpaD-Mark oder Euro? Immer wieder flammt in der Diskussion um die Schuldenkrise die Forderung auf, Deutschland solle die Währungsgemeinschaft verlassen
Vergessen wir einmal Recht und Politik. Tun wir so, als wären ein Austritt Deutschlands aus der Europäischen Währungsunion und eine Rückkehr zur D-Mark rechtlich möglich, obwohl der Euro Ende der 90er-Jahre ganz bewusst als Bund auf Ewigkeit geschlossen wurde und eine Scheidung juristisch nicht vorgesehen ist.
Ebenso seien alle politischen Bedenken zur Seite geschoben, was wohl mit der Europäischen Union geschähe, wenn Deutschland einseitig gemeinsame Verträge aufbricht. Die Illusion werde Wirklichkeit und die Europäische Union kehre nach einem Austritt Deutschlands aus dem Euro und einer Rückkehr zu nationalen Währungen zum Business as Usual zurück, es werde also am Konzept des gemeinsamen Binnenmarktes mit Freihandel und Freizügigkeit für Arbeit und Kapital ohne Abstriche oder Protektionismus festgehalten.
Konzentrieren wir uns also, einmal losgelöst von der politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Realität, auf die ökonomischen Folgen einer Rückkehr zur D-Mark. Was wären die Vor- und Nachteile dieser Lösung der Euro-Krise?
Vielleicht hilft es für eine Antwort, zwischen den unmittelbaren Kosten der Wiedereinführung nationaler Währungen und den etwas längerfristigen Wirkungen für Wachstum und Beschäftigung zu unterscheiden.
Im ersten Fall geht es primär um die Frage, wie Deutschland aus dem Euro kommt und wer welche Auflösungskosten zu tragen hat. Bei der zweiten Frage interessiert, wie sich in Deutschland und Europa Beschäftigung und Wachstum entwickeln werden, wenn hierzulande wieder mit der D-Mark bezahlt würde.
Die technischen Hürden wären zu bewältigen
Bei den Auflösungskosten sollen nicht die technischen Kosten im Vordergrund stehen, die mit dem Neudruck von Banknoten, der Münzprägung, der Umstellung und Bargeldversorgung von (Bank-)Automaten und einer Anpassung alter Verträge ans neue Geld anfallen. Wer sich an die mehrjährigen Vorbereitungen bei der Einführung des Euro erinnert, weiß, wie teuer ein Wechsel der Währung in der Praxis ist.
Das wären technisch-organisatorische Herausforderungen, die sich jedoch mit viel Aufwand bewältigen ließen. Letztlich aber sind das doch Einmalkosten, die gemessen am großen Ganzen eher bescheiden bleiben. Deshalb sollten sie auch nicht als Totschlagargument gegen eine Rückkehr zur D-Mark dienen.
Spannender ist die Frage, was wohl mit den Billionen-Euro-Forderungen werden wird, die zur Zeit deutsche Gläubiger gegenüber ausländischen Schuldnern offen haben. Hierzu bedarf es einer Erwartung, wie sich wohl die Wechselkurse einer D-Mark zu den übrig bleibenden Euro-Ländern entwickeln werden.
Die deutsche Bundesbank dürfte wohl zum Starttag der neuen D-Mark einen Wechselkurs gegenüber dem alten Euro beziehungsweise anderen neuen nationalen Währungen festlegen. Welcher Kurs gewählt wird, ist dabei belanglos. Entscheidend ist, was dann passiert. Und da erwarten wohl alle richtigerweise (weil das ja auch das Ziel einer D-Mark-Strategie ist), dass die neue D-Mark mit jedem Tag gegenüber dem alten Euro beziehungsweise den übrigen nationalen Währungen des Euro-Raums stärker werden dürfte.
Schuldenerlass auf deutsche Kosten
Vereinfacht dargestellt, wird folgendes passieren. Haben die Deutschen den Euro verlassen, werden die übrigen Euro-Länder im Tempo, das die Druckmaschinen hergeben, kistenweise neue Euro-Scheine drucken. Mit den neu gedruckten Euro-Scheinen werden dann ganz schlicht die heute bestehenden, alten Forderungen deutscher Gläubiger beglichen.
Man wird also Kisten voller neu gedruckter Euro-Noten aus den übrigen 16 Euro-Ländern in die Tresorräume deutscher Banken, des Finanzministeriums und der Bundesbank bringen und dafür die alten Schuldscheine der übrigen Euro-Staaten und Firmen zurückkaufen.
Die Vermehrung der Euro-Banknoten über die Notenpresse wird den deutschlandbefreiten Euro abwerten und damit den Wert der Euro-Geldkisten in deutschen Tresoren entwerten. Niemand wird dieses ohne reale Grundlage gedruckte Monopoly-Geld mehr haben wollen und die Euro-Forderungen deutscher Gläubiger werden nicht mehr viel Wert sein. Auf den Punkt gebracht: die erwartete Aufwertung der neuen D-Mark entspricht einem riesigen Schuldenerlass aller andern Euro-Länder auf deutsche Kosten.
Fakt ist somit, dass einzig und allein deutsche Gläubiger mit einer Rückkehr zur D-Mark mehr oder weniger schlagartig eine immense Wertberichtigung vornehmen müssten. Alle Deutschen, die gegenüber Ausländern Euro-Gläubiger sind, müssten große Anteile ihrer heutigen Forderungen abschreiben. Darüber würden sich die übrigen Euro-Länder freuen, die sich ohne Gegenleistung über Nacht eines Großteils ihrer Schuldenlast entledigen könnten.
Für Deutschland wäre eine so starke Abschreibung in so kurzer Zeit eine Schocktherapie, die selbst eine an sich gesunde Wirtschaft nachhaltig schädigen würde. Die Abschreibungen wären die Kosten eines Euro-Endes mit Schrecken und müssten dem heute von vielen befürchteten Schrecken ohne Euro-Ende gegenübergestellt werden.
Probleme für den Export
Mit der Aufwertung der D-Mark sind auch realwirtschaftliche Folgen verbunden. Deutsche Güter werden gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten teurer. Das gilt nicht nur innerhalb der anderen Euro-Länder. Es gilt gegenüber allen italienischen, spanischen oder französischen Wettbewerbern ebenso auf dem deutschen Heimatmarkt und in allen anderen Weltregionen.
Überall auf der Welt werden deutsche Anbieter gegenüber Konkurrenten aus dem Euro-Raum an preislicher Attraktivität verlieren. Es bleibt Spekulation, ob hoch innovative deutsche Hersteller in der Lage sein werden, diesen Nachteil durch neue Prozesse aufzufangen, oder ob dadurch hierzulande Beschäftigung und Wachstum beeinträchtigt werden.
Schließlich ist abzuschätzen, wie sich nach einer Rückkehr Deutschlands zur D-Mark die Wirtschaft der übrigen Euro-Länder entwickeln würde. Der Schuldenerlass und die Abwertung der nationalen Währungen dürften ohne Zweifel einen Neustart erleichtern. Wie lange es aber dauern kann, bis nach einer Transformation tatsächlich blühende Landschaften entstehen, wissen die Deutschen aus der Erfahrung der Wiedervereinigung nur zu genau.
Ob die Menschen in Südeuropa so viel Geduld haben, ist genau so unsicher wie die Erwartung, dass Investoren in Deutschland nur darauf warten, ihr Geld wieder in Lira oder Drachmen anlegen zu können. Das würden vielleicht reine Finanzspekulanten tun. Ob aber auch der deutsche Mittelstand Niederlassungen und Produktionsstätten am Mittelmeer errichten würde?
Vor allem aber wird den Südeuropäern mit ihrer schwachen Währung das Geld fehlen, um weiterhin teure deutsche Qualitätsprodukte zu kaufen. Auf Jahre hinaus würde davon der deutsche Export betroffen sein. Das ist deshalb nicht trivial, weil trotz Globalisierung der Handel zwischen Nachbarn immer noch bei weitem stärker ist als der Austausch zwischen Fremden. Deutsche Firmen werden deshalb noch lange Zeit auf die europäischen Märkte als Absatzraum angewiesen sein. Auch daran müssen sich Alternativen für Deutschland messen lassen.
65 Gedanken zu “BIC und IBAN des Strohmannkontos 2”
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