Auf Wunsch von Papst Franziskus wird das Vatikanische Geheimarchiv in Vatikanisches Apostolisches Archiv umbenannt. Das geht aus einem entsprechenden Papsterlass hervor, den der Vatikan als sogenanntes Motu Proprio L’esperienza storica (Die geschichtliche Erfahrung) veröffentlicht hatte. Demnach soll sich an der Struktur und Beschaffenheit des Archivs, das die Dokumente früherer Päpste beherbergt, nichts ändern.

In seinem Erlass geht Franziskus auf die Anfänge des historischen Archivs zurück. Es entstand Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst unter den Namen Archivum Novum (Neues Archiv), wurde kurz darauf in Archivum Apostolicum (Apostolisches Archiv) umgetauft und führte dann ab etwa 1646 – so wie vergleichbare Archive an Königs- und Fürstenhöfen – das Wort Secretum im Namen. Der Name Archivum Secretum, heißt es in dem Papstschreiben, sollte einfach betonen, dass es sich bei den gesammelten Werken und Dokumenten um das private Archiv, um die Privatbibliothek der Päpste gehandelt habe.

Dies, so führt der Papst weiter aus, sei aber vielen Menschen inzwischen nicht mehr bewusst. In den modernen Sprachen habe sich die Bedeutung des Wortes gewandelt und werde nun mit dem Begriff geheim gleichgesetzt. Dadurch habe der bisherige Name des Archivs einen „zweideutigen, sogar negativen Beiklang“. Auch in einigen kulturell bedeutsamen Institutionen habe sich das Vorurteil verbreitet, es gehe um Verborgenes, zu dem nur wenigen Zugang gewährt werde, schreibt Franziskus.

Dabei, so der Papst, sei genau das Gegenteil der Fall. Das Archiv – mit einem Umfang von 85 Regalkilometern gehört es zu den größten der Welt – stehe Wissenschaftlern schon seit Langem offen. Zudem hatten Archivare den Gelehrten schon vor dieser Öffnung im Jahr 1881 viele päpstliche Dokumente in Kopie zur Verfügung gestellt. Nicht ohne Grund habe es schon der deutsche Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz 1702 als eine Art „Zentralarchiv Europas“ bezeichnet.

Neue Dokumente aus dem Pontifikat Pius XII.

Der neue Name soll zu dieser Realität passen und den Dienst an der Kirche und der Kulturwelt betonen. Zugleich zeige die nun geänderte Bezeichnung die enge Verbindung des Heiligen Stuhls mit dem Archiv.

Bereits vor seinem Motu Proprio L’esperienza storica hatte Franziskus auf weitere Transparenz gedrängt. So sollen im kommenden März auch die Archive über das Pontifikat Pius XII. geöffnet werden. Ihm werfen Kritiker vor, sich während des Zweiten Weltkriegs nicht deutlich gegen den Holocaust ausgesprochen zu haben. Experten erhoffen sich von den dann zugänglichen Dokumente Aufschluss über die damaligen Debatten im Vatikan.